21.4.2025

Angst als Geschäftsmodell

Grundsätzlich halte ich Angst für ein funktionales Gefühl. Unsere Angst schützt uns vor Gefahren, sichert unser Überleben. Wir verfügen über drei Möglichkeiten, wie wir bei Angst reagieren: Flucht, Kampf, Starre. Diese Entscheidung trifft unser Unterbewusstsein aufgrund unserer ganz persönlichen Erfahrungen. Mittlerweile weiß man aber auch, dass wir sogar angstvolle Erfahrungen unserer Vorfahren in unserem Erbgut in uns tragen (Stichwort „Epigenetik“). Auch diese Erfahrungen beeinflussen unsere Reaktionen bei Angst.

Unsere Ängste entstehen also aufgrund unserer Bewertungen über Ereignisse in unserem Leben. Diese Aussage können wir leicht überprüfen. Wenn es an dem Ereignis liegen würde, müssten wir alle gleichermaßen Angst haben. Nur ist das so, wenn die Spinne an der Wand im Schlafzimmer sitzt? Es ist lediglich unsere eigene Bewertung, die uns erstarren lässt, oder auch aus dem Raum flüchten, während eine andere Person die Spinne vielleicht sogar in die Hand nimmt und aus dem Fenster setzt.

Niemand kann uns also Angst machen - und auch keine anderen Gefühle. Ob ich mich glücklich oder traurig fühle, entscheide ich ganz allein - wenn auch meistens unbewusst.

Aber … Ist eine Angst erst einmal da, beginnt unser Verstand, Beweise dafür zu sammeln, dass diese Angst begründet ist. Wir finden andere Menschen, die diese Angst teilen, durchforsten die Medien nach Hinweisen, nach Gefahren.

Social Media Portale verstärken unsere eigenen Wahrnehmungsfilter noch zusätzlich. Plötzlich sehen wir in allen Apps nur noch solche Beiträge. Das geht natürlich auch andersherum. Ich muss mich nicht mit Beiträgen über den nächsten Weltkrieg beschäftigen, mit einem Campingurlaub funktioniert das genauso gut. Alle campen plötzlich.

Wir sollten wachsam darüber sein, was wir für die Wahrheit halten. Immerhin entscheiden wir auch noch selbst, welche Kanäle wir nutzen. Das gilt natürlich auch für alle anderen Medien. Sie folgen wirtschaftlichen Interessen und sind nicht etwa gemeinnützig unterwegs. Mit Angst lässt sich heutzutage unfassbar viel Geld verdienen - die Rüstungsindustrie lässt grüßen. Wenn wir dem Geldfluss folgen, sehen wir auch sehr schnell, wer unsere Ängste schürt.

Der erste Schritt, aus den eigenen Ängsten auszusteigen, ist immer der, auf das zu schauen, was gerade wirklich ist.

Frieden beginnt immer bei uns selbst - in unserem Kopf.

"Angst verhindert nicht den Tod. Sie verhindert das Leben."

Nagib Mahfuz